DIE ENTWICKLUNG VON BITCOIN
Von bescheidenen Anfängen zum raketenhaften Aufstieg – seit 2008 revolutioniert Bitcoin die Finanzwelt. Unsere Übersicht über Bitcoin, die Mutter der Kryptowährungen, und die vielen Nachkommen gibt Ihnen Einblicke in Kursverläufe, Funktionsweisen und Zusammenhänge des Kryptoversums.
Ein (digitaler) Goldrausch
Bitcoins werden elektronisch erstellt und aufbewahrt. Die Herstellung auf Computern bezeichnet man auch als Mining, bei dem Rechenleistung für Transaktionsprozesse genutzt sowie Nutzer in einem Netzwerk abgesichert und synchronisiert wird. Der Begriff Mining erinnert nicht zu Unrecht an das Schürfen von Gold, denn auch beim Mining stößt man auf etwas sehr Wertvolles und Seltenes. Bitcoins sind nämlich auf eine maximale Anzahl von 21 Millionen beschränkt.
Bitcoin steigerte seinen Wert in den letzten Jahren kontinuierlich, allerdings ist der Kurs auch zum Teil starken Schwankungen unterworfen. Deswegen sind Voraussagen schwer zu treffen und höchst spekulativ. Einige Experten, darunter Milliardär Warren Buffett (Nr. 3 auf der Forbes-Liste 2018 mit einem Vermögen von 84,8 Milliarden US-Dollar), prophezeit Bitcoin beispielsweise ein tragisches Ende, während andere Marktexperten wie Tom Lee von Fundstrat Global Advisors dem Finanzinstrument eine goldene Zukunft attestieren.
Das finanzielle Ökosystem
der Kryptowährung
Für seine Anhänger ist Bitcoin ein goldenes Licht am Ende des dunklen Finanztunnels, das ihnen viele Optionen bietet – ob sie Transaktionen durchführen, sich gegen eine schwankende nationale Währung schützen oder investieren möchten. Die virtuelle Währung wurde im Zuge der Weltwirtschaftskrise 2007 mit dem Ziel kreiert, Transaktionen zu sichern und die Anonymität der Nutzer zu gewährleisten. Die Vorhersagen für Entwicklung der Marktkapitalisierung sind sehr widersprüchlich. Während Tom Lee davon überzeugt ist, dass ein Bitcoin bis 2020 einen Wert von 91.000 US-Dollar erreichen wird, geht die Tendenz für Forscher der ETH Zürich in die entgegengesetzte Richtung. Sie haben in einer Studie analysiert, dass bis Ende 2018 fast ein Drittel der Marktkapitalisierung (momentan
Der Hype um Bitcoin erinnerte zuweilen an die „Tulpenblase“ des frühen 17. Jahrhunderts. Tulpenzwiebeln stiegen in wenigen Jahren preislich um 5.900 %, bevor sich ihr Wert innerhalb weniger Wochen deutlich dezimierte. Für Spencer Wheatley und Didier Sornette von der ETH Zürich wiederholt sich im Fall Bitcoin die Geschichte. Einen ersten Vorgeschmack gab es im Februar 2018.
Zunächst kletterte Bitcoin in weniger als einem Jahr von 800 US-Dollar (Januar 2018) auf das Allzeit-Hoch von 19.783 US-Dollar (18. Dezember 2017) – das ist eine Steigerung von knapp 2500 % (!) –, bevor der Kurs in zwei Monaten dramatisch zeitweise unter 7.000 US-Dollar (Februar 2018) fiel – ein Wertverlust von über 65 %. Schon vier Mal erreichte Bitcoin während seines Bestehens einen Blasenzustand und jedes Mal sei der Kurs der Kryptowährung, laut der Studie der ETH Zürich, massiv zurückgegangen.
Die Entwicklung: Gold vs. Bitcoin
Anfang März 2017 war es soweit: Ein Bitcoin war erstmals mehr wert als eine Feinunze Gold. Mittlerweile hat die Digitalwährung diesen Wert komfortabel und um ein Vielfaches ausgebaut. Einige Finanzexperten glauben, dass Bitcoin eines Tages den US-Dollar ersetzen könnte, der wiederum den Goldstandard für internationale Transaktionen ablöste. Macht das Bitcoin zum besseren Gold? Für ihn sprechen seine deflationäre Natur, seine relative Unabhängigkeit vom Aktienmarkt und seine Handelbarkeit. Allerdings sind Anleger nicht vor komplettem Wertverlust geschützt, wie es bei Gold der Fall ist. Ebenso sind Kryptowährungen aufgrund ihrer Neuheit noch bei Weitem nicht so akzeptiert wie das Edelmetall und auch die Krisenfestigkeit von Gold erreicht Bitcoin noch lange nicht.
Die teuerste Pizza der Welt
Bei seiner Entstehung im Jahr 2009 entsprach ein Bitcoin nur einigen Cents. Das sollte sich bekanntermaßen in den nächsten Jahren auf extreme Weise ändern. Doch davon war am 22. Mai 2010 noch nichts zu spüren. An diesem denkwürdigen Tag wurde die erste Bitcoin-Transaktion abgeschlossen: Laszlo Hanyecz, ein amerikanischer Programmierer, zahlte 10.000 (!) Bitcoins für zwei Pizzen. Das entsprach damals einem Gegenwert von ungefähr 30 US-Dollar, heute entspräche es mehr als 20 Millionen US-Dollar. Der legendäre Tag wurde zum „Bitcoin Pizza Day“. Dank dem Aufkommen von immer mehr Kryptowährungen kann heute aber sogar am „Bitcoin Pizza Day“ mit anderen Kryptowährungen eine Pizza bezahlt werden.
Bitcoin (BTC) : Digitales Gold
Der Name setzt sich aus den englischen Begriffen „bit“, einer Einheit binärer Informationen, und aus „coin“, auf Deutsch Münze, zusammen. Bitcoin wurde vor über zehn Jahren von einer Person unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto erschaffen. Da Bitcoin physisch nicht existent ist, funktioniert es auch ohne zentrale Autorität, hat jedoch ansonsten alle Eigenschaften einer echten Währung. Bitcoin symbolisiert das turbulenteste monetäre Experiment der Geschichte.
Ethereum (ETH): Eine ernste Konkurrenz für Bitcoin
Ethereum hat den zweiten Platz auf dem Kryptowährungsmarkt erobert. Die beiden Systeme von BTC und ETH sind sehr unterschiedlich. Bitcoin war von Anfang an als Währung konzipiert, während Ethereum eine Plattform ist, auf der zwei Parteien einen intelligenten Vertrag schließen können. Die Währung von Ethereum heißt Ether und mit ihr lassen sich die Smart Contracts erstellen und verwalten.
Litecoin (LTC) : Bitcoin light?
Litecoin ist eine Alternative zu Bitcoin, entwickelt über einen Open-Source-Client, sodass jeder die Software verändern kann. LTC ist wie Bitcoin Cash eine Abspaltung von Bitcoin, die im Oktober 2011 vonstattenging. Doch wo liegen die Unterschiede? Litecoin ist erstens günstiger: Eine Transaktion kostet über Litecoin nur ein paar Cents, während es bei Bitcoin schon einmal mehrere US-Dollar sein können. Zudem sind Überweisungen ungefähr 4-mal schneller als bei Bitcoin, da alle 2,5 Minuten auf der LTC-Blockchain ein neuer Block hinzugefügt wird, bei Bitcoin geschieht das alle 10 Minuten.
Bitcoin Cash (BCH/BCC): vDer schnellere Judas
Bitcoin Cash entstand im August 2017 auf Vorantreiben des chinesischen Bitcoin-Produzenten BitMain. Die Spaltung vollzog sich aus Gründen der Blockchain-Speicherkapazität. Bei Bitcoin liegt die Blockgröße bei 1 Megabyte, bei Bitcoin Cash sind es dagegen 8 Megabyte. Dadurch können 50 Transaktionen pro Sekunde realisiert werden, beim althergebrachten Bitcoin sind es lediglich 7.
Ripple (XRP) : Die Hybridwährung
Ripple ist ein Start-up aus San Francisco, das ein Zahlungssystem ähnlich der Blockchain entwickelt hat. Es konzentriert sich auf den Handel zwischen Banken. Ripple wird mitunter auch als neuer Stern am Kryptowährungshimmel bezeichnet. Die überwiegende Mehrheit der XRPs (60 %) befindet sich jedoch im Besitz von Ripple Labs und 20 % halten die beiden ehemaligen Designer.
Kryptowährungen rund um den Globus
Regierungen neigen dazu, Gesetze zu erlassen, um sich vor wirtschaftlichen Bedrohungen zu schützen – sei es aufgrund der Angst vor dem Unbekannten oder Protektionismus. Andere Regierungen haben jedoch zugunsten von Bitcoin und anderen Kryptowährungen Gesetze erlassen, die den freien Handel mit Kryptowährungen erleichtern sowie ihre Bürger besser schützen. Ein gutes Beispiel für letzteres ist Japan: Immer mehr Händler akzeptieren Zahlungen in Bitcoin, nachdem die Regierung flexible Regelungen eingeführt hat. Andere Länder haben jedoch die Verwendung von Kryptowährungen gänzlich verboten und vereinzelt drohen sogar Gefängnisstrafen.
- USA: In den Vereinigten Staaten gibt es die meisten Kryptowährungsnutzer, die meisten Bitcoin-Geldautomaten sowie das größte Bitcoin-Handelsvolumen. Allerdings sieht es in den Bundesstaaten unterschiedlich aus. Die Regulationen von u.a. Texas, Tennessee und Montana sind die kryptofreundlichsten, wohingegen die Gesetze in New York, Hawaii und Georgia für Bitcoin und Co. nicht gerade entgegenkommend sind.
- Norwegen: Die norwegischen Steuerbehörden haben bereits Ende 2013 verlauten lassen, dass Bitcoins nicht als Geld oder als Währung anzusehen seien, weswegen bei ihnen die Kapitalgewinnsteuergesetze wirksam werden. Seit 2017 erlaubt Skandiabanken, die größte norwegische Onlinebank die Verbindung des normalen Bankkontos mit Coinbase, um Bitcoin, Litecoin und Ether zu kaufen und zu verwalten.
- Deutschland: Die Bundesrepublik sieht Bitcoin und die weiteren Kryptowährungen als eine Art privaten Geldes an, das wie eine Fremdwährung behandelt wird. Für sie gilt eine Ausnahmeregelung der Mehrwertsteuerrichtlinie. Das bedeutet allerdings nicht, dass beim privaten Tausch von Bitcoin gegen Euro die Mehrwertsteuer anfällt, sondern der persönliche Steuersatz plus Solidaritätsbeitrag fällig wird, wenn innerhalb eines Jahres nach Anschaffung wieder verkauft wird.
- Griechenland: In Hellas existiert weder eine spezifische legislative Handhabung von Bitcoins noch hat sich die Nationalbank Griechenlands zu Bitcoins geäußert. Ende 2017 hat der Oberste Gerichtshof Griechenlands beschlossen, einen mutmaßlichen Geldwäscher, der mit Bitcoins einen Milliardenbetrug (3,4 Mrd. Euro) für kriminelle Organisationen begangen hat, an die USA auszuliefern.
- Südkorea: Der südkoreanische Kryptomarkt ist einer der aktivsten, jedoch kündigte Südkoreas Justizminister an, den Börsenhandel mit Kryptowährungen zu verbieten. Plattformbetreiber berichten von polizeilichen Ermittlungen und sogar Durchsuchungen. Die Gründe wurden mit dem Verdacht auf Steuerhinterziehung und weiterer krimineller Machenschaften angegeben.
- China: Die chinesischen Behörden verschärfen die Regulierungen sowohl für Handelsplattformen als auch für private Trader weiter, obwohl bereits 2017 der Handel über Kryptowährungsbörsen offiziell verboten wurde. Jedoch sind die Trader auf alternative Plattformen umgestiegen. Die Financial Times berichtet, dass die Regierung Chinas wegen des finanziellen Risikos und des enorm hohen Stromverbrauchs so hart durchgreift.
Bitcoin ist eine äußerst aufregende Währung, denn in der Tat ist die Schaffung einer dezentralen Währung, die digital produziert wird, auf eine bestimmte Anzahl von Einheiten beschränkt ist und auf einem Algorithmus basiert, ein neues Konzept. Bitcoin polarisiert und bringt somit leidenschaftliche Anhänger und Gegner auf den Plan. Es ist eine besonders volatile und damit spekulative Währung, die wegen ihres anonymen und deregulierten Charakters auch anfällig ist für kriminelle Aktivitäten, siehe das Beispiel Griechenland weiter oben. Nichtsdestotrotz ist die weitere Entwicklung der Kryptowährungen ein äußerst spannendes Thema – (nicht nur) für die Finanzwelt.
Quellen: https://goo.gl/BHBfGg
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