Der schmale Grat zwischen Genie und (Größen)Wahnsinn
Künstliche Intelligenz, autonomes Fahren, Marsbesiedlung – der Name Elon Musk wird regelmäßig mit polarisierenden Projekten in Verbindung gebracht. Doch mindestens genauso wie seine technischen Innovationen, steht auch die Person Musk häufig im Rampenlicht – nicht immer nur durch glorreiche Ideen. Stellt er an einem Tag ein neues, bahnbrechendes Konzept vor, lässt er mal eben sein eigenes Vermögen durch einen unüberlegten Tweet um mehrere Millionen fallen. Aufgrund seiner zahlreichen Projekte, seines fortschrittlichen Denkens aber auch seiner Verrücktheiten, wirkt Musk manchmal, als hätte er zwei Persönlichkeiten. Doch wie nah liegen Genie und Wahnsinn tatsächlich zusammen? Und kann vielleicht solch ein explosives Gemisch erst zum Erfolg diesen Ausmaßes führen? Unsere Infografik liefert Antworten.
1971 — 1984
Bereits früh zeigt sich der Unternehmergeist von Musk. Während seiner Kindheit in Südafrika zieht er gemeinsam mit seinem Bruder Kimbal von Tür zu Tür und verkauft selbstgemachte Schokoladenostereier für $10 das Stück. Herstellungskosten? $0,50.
1984
Das technische Geschick scheint Musk in die Wiege gelegt zu sein. Bereits mit zwölf Jahren programmiert er das Spiel Blastar und verkauft den Code für $500 an das Magazin „PC and Office Technology“. Das Programmieren bringt er sich seit dem neunten Lebensjahr autodidaktisch bei.
Born for Business
Als Teenager verkaufen Elon und sein Bruder Kimbal zwei Diamanten aus dem Familienbesitz in einer Tiffany-Filiale in New York für $2.000. Später stellt sich heraus, dass einer der Diamanten für $24.000 weiterverkauft wurde – eine wertvolle Lektion für zukünftige Geschäfte.
1989 — 1995
1989 Physik- und Ingenieurstudium an der Queen’s University in Kanada.
1992 Betriebswirtschafts- und Physikstudium an der University of Pennsylvania.
1995 Nach nur zwei Tagen bricht Musk sein Ph.D.-Programm in Physik an der Stanford Universität in Kalifornien ab.
1994 — 1999
Mitte der 90er-Jahre erkennen nur wenige das Potenzial des Internets. Musk und sein Bruder gehören zu diesem Kreis. Mithilfe des vom Vater erhaltenen Startkapitals von $28.000 finanzieren sie die Gründung des Start-ups Zip2. Das Portal ermöglicht Unternehmen, die Öffentlichkeit im Internet auf sich aufmerksam zu machen. 1999 verkaufen die Brüder das Unternehmen für $307 Mio. an Compaq. Musk erhält $22 Mio. und wird so mit 28 Jahren zum Millionär.
Wussten Sie, dass …?
… Elon Musk dem Schauspieler Robert Downey Jr. als Inspiration diente für die Rolle des Tony Stark in den ,,Iron Man“-Filmen? Im zweiten Teil der Marvel-Reihe erhielt er sogar einen kurzen Auftritt.
1992 — 2002
Das aus dem Verkauf von Zip2 erhaltene Geld investiert Elon Musk gleich in das nächste Internet-Start-up: X.com. Sein neues Unternehmen ermöglicht sicheres Online-Banking via Mail. Bekanntheit erlangt das System allerdings erst nach der Fusionierung mit PayPal, einem ähnlichen Bezahlsystem des ehemaligen Softwareherstellers Confinity Inc. Im August 2002 kauft eBay das Unternehmen PayPal für $1,5 Mrd. auf.
,,Meine Einnahmen vom Verkauf von PayPal betrugen $180 Mio. $100 Mio. investierte ich in SpaceX, $70 Mio. in Tesla und $10 Mio. in SolarCity. Danach musste ich mir Geld für meine Miete leihen.“ Elon Musk
2002
SpaceX ist Musks dritte Firmengründung. Mit ihr will er den Weltraumtourismus massentauglich machen. Musk investiert allein in die von ihm entwickelte Falcon 1-Rakete $100 Mio. Kurz vor dem Bankrott gelingt dem Unternehmen im September 2008 der Eintritt in den Orbit – als erstes privat finanziertes Unternehmen und zu zwei Dritteln günstiger als Raketenstarts des US-amerikanischen Raumfahrtprogramms. Inzwischen wird SpaceX mit $30,5 Mrd. bewertet.
Musks Visionen beschränken sich nicht nur auf das irdische Leben. 2018 kündigt er an, bereits in sieben Jahren den Mars besiedeln zu wollen – allen Zweiflern zum Trotz. Seine Einschätzung der Überlebenschancen?
„Die Wahrscheinlichkeit, auf dem Mars zu sterben, ist viel höher als auf der Erde. Es wird hart.“
2003
Sein nächstes und bekanntestes Innovationsunternehmen wird Tesla. Mit den Elektroautos verfolgt er vor allem ein Ziel: viel Power bei wenig Gewicht. Und auch dieses Konzept geht auf: 2013 wird Tesla an der Börse mit über $13 Mrd. bewertet, inzwischen sind es etwa $50 Mrd.
Ein Musk-Tweet kann teuer werden:
Als Musk am 1. April 2018 twittert, dass Tesla bankrott sei, stürzt die Aktie innerhalb eines Monats um 25 % ab. Besonders den Anlegern vergeht bei dieser Entwicklung das Lachen.
2013
Im August 2013 stellt Musk sein Technologiekonzept des Hyperloops vor. Dieser soll Reisende künftig Strecken von 150 km mit einer Geschwindigkeit von 1080 km/h in nur 12 Minuten bewältigen lassen. Zu gewagt oder eine weitere bahnbrechende Innovation? Die Firma wird momentan jedenfalls durch diverse Finanzierungen mit $700 Mio. bewertet.
Musks Schlüssel zum Erfolg:
2015
Gemeinsam mit anderen Unternehmern stellt Elon Musk dem Start-up OpenAI 2015 $1 Mrd. zur Verfügung. Er agiert in dem Unternehmen als stellvertretender Geschäftsführer. OpenAI erforscht die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz für die Menschheit und agiert als Non-Profit-Gesellschaft.
2016
2016 kauft Tesla das 2006 gegründete Unternehmen SolarCity für $2 Mrd. Elon Musk bezeichnet die Transaktion als „no-brainer“, obwohl sie die Übernahme von Schulden in Höhe von $2,9 Mrd. bedeutet. Momentan wird der Wert von SolarCity auf ungefähr $35 Mio. geschätzt.
2016
Das von Elon Musk gegründete Start-up Neuralink zielt darauf ab, Computer mit Gehirnzellen zu verbinden. Dies soll vor allem bei irreparablen Hirnschäden helfen. 2017 sammelt das Unternehmen $27 Mio. an Investorengeldern – von vorerst veranschlagten $100 Mio.
2016
Was erst wie ein Scherz klingt, setzt Musk kurzer Hand um. Genervt vom Verkehr in Los Angeles gründet er die Boring Company, mit der er den Verkehr zukünftig unterirdisch regeln möchte. Nur zwei Jahre nach der Idee wird im Dezember 2018 die erste Teststrecke eröffnet. Und der Firmenwert? Durch Investorengelder kann die Firma fast $113 Mio. einnehmen. Allerdings wird vermutet, dass allein $100 Mio. von Musk selbst kommen.
Im Dezember 2017 twittert Musk, eigentlich als Scherz, dass seine Boring Company einen eigenen Flammenwerfer herausbringen würde, sollten 50.000 Firmen-Basecaps verkauft werden. Resultat: Musk verdient mit dem Verkauf von 20.000 Flammenwerfern $10 Millionen.
Elon knows best …
Was macht man, wenn man ein Raumfahrt- und ein Automobilunternehmen besitzt? Als SpaceX im Februar 2018 die neue Rakete ,,Heavy Falcon“ testet (benannt nach dem ,,Millennium Falcon“ in Star Wars), öffnet sich vier Minuten nach dem Start plötzlich der Kopf der Rakete. Zum Vorschein kommt ein Tesla Roadster, bemannt mit einer Astronautenpuppe, die so ihre ungewöhnliche Reise durch das Weltall beginnt. Der ,,Spaceman“ dreht übrigens noch immer seine Runden und befindet sich seit November 2018 hinter dem Mars.
