Interview zu Raspberry Pi B+ Modell

Interview mit Eben Upton über die bevorstehende Einführung des Raspberry Pi Modell B +

[Frage] Herr Upton, der Raspberry Pi ist ein unglaublicher Erfolg. Haben Sie vorausgesehen, dass Sie nach nur zwei Jahren so viele Boards ausgeliefert hätten und dass Sie diese Anerkennung in der Branche erreichen würden? Was haben sich die die vergangenen zwei Jahre für Sie angefühlt?

 [Eben Upton] Die vergangenen zwei Jahre waren chaotisch! Das Jahr vor dem Start hatten wir mit der Entwicklung der Details und dem Versuch des Aufsetzens einer Kostenrechnung verbracht. Für die meisten von uns rund um das Raspberry Pi-Design engagierten kommen die vergangenen drei Jahre einer unglaubliche Reise nah. Dank der Einbindung des Partners RS änderten sich unsere Aussichten in der letzten Phase vor dem Start komplett. Unsere Absicht war es, den Bau des Raspberry Pi in Eigenregie durchzuführen. Die Konsequenz daraus wäre eine Beschränkung der Produktionsmenge gewesen. Doch dann landeten wir schließlich bei der Lizenzierung des Designs für RS. Diese Entscheidung hat sich als grundlegend für unseren Erfolg bewiesen. Wir ziehen großen Nutzen aus der weltweiten Logistik-Kompetenz, Partnerschaften mit Herstellern und dem Vertriebsnetzwerk, das ein international führender Distributor bietet. Ohne dieses Engagement hätten wir nie ein Auftragsvolumen von 100.000 Einheiten am Tag der Markteinführung bewältigt.

[Frage] Raspberry Pi ist im Begriff das Modell B + zu starten. Welche neuen Features werden diese überarbeitete Version haben, und bedeutet dies, dass das aktuelle Modell B nicht mehr zur Verfügung stehen wird?

 [Eben Upton] Seit dem Start haben wir gesehen, dass der Raspberry Pi im Bildungssektor wie auch von Elektronik-Enthusiasten und professionellen Ingenieuren und Technikern für eine Breite von Anwendungen eingesetzt wird, die wir nie für möglich gehalten hätten. Der Umfang der gegenwärtigen Anwendungen hat sicherlich die fortlaufende Planung unserer Entwicklungsaktiviäten beeinflusst.  Während das Modell A für die jenigen, die keine Ethernet-Konnektivität benötigen, immer noch zur Verfügung steht, ist das Modell B jenes gewesen, dass sich am weitesten verbreitet hat und für die meisten Anwendungen einsetzbar ist. Momentan liegt die zweite Revision des Designs des Modell B vor. Wir hatten eine Reihe von Verbesserungen in unserem Kopf, die wir nun in eine dritte Version einbringen. Diese Verbesserungen zuzüglich einer weiterer Änderungen, die sich daraus ergeben, wie Nutzer den Raspberry Pi tatsächlich einsetzen, haben uns dazu veranlasst, ein Modell B+ einzuführen, welches im Grunde unsere dritte Revision darstellt. Der Umfang der Veränderungen ist so groß, dass sie für uns über eine einfache Revision des Designs weit hinausgehen. Daher haben wir uns dazu entschieden, die Veränderungen durch eine neue Modell ebene kenntlich zu machen. Eine wesentliche Verbesserung liegt im Stromverbrauch. Durch den Übergang von einer linearen Stromversorgungseinrichtung zu einem Dual-Schaltregler haben wir es geschafft, eine Senkung des Energieverbrauchs von 20 bis 30% zu erreichen. Was die Anschlussmöglichkeiten betrifft war die Anzahl der USB-Ports zeitweilig ein Problem. Zwei sind gut, um eine Maus und eine Tastatur anzuschließen, aber viele Nutzer haben auch eine Wi-Fi-Dongle und eine externe Festplatte. So beschlossen wir, die Zahl der USB-Ports auf vier zu verdoppeln. Um eine größere Anzahl an Steuerungs- und I / O-Anwendungen zu ermöglichen, haben wir entschieden einen größeren Prozentsatz von GPIO´s auf dem Board unterzubringen. Wir haben den 26-Pin-Anschluss durch einen 40-poligen ersetzt. Einige andere Veränderungsschritte wurden vorgenommen, um die Audioqualität durch DSP-bezogene updates zu verbessern. Wir haben auch beschlossen, mit aktuellen Markttrends zu gehen, und setzen auf eine Micro-SD-Karte anstelle des Standard-SD-Karten-Formats, das bald überholt sein wird.

Es gibt einige Änderungen in den Abmessungen des Baorads, die ein neues  Gehäuse-Design erfordern. Dieses Mal führen wir unser eigenes Gehäuse ein, dass im Vereinigten Königreich entwickelt und gefertigt wurde und für die Markteinführung verfügbar ist. Was die Ablösung des Modell B betrifft, sollten Kunden nicht beunruhigt sein; wir haben keine Pläne es in absehbarer Zeit vom Markt zu nehmen.  Seit dem Start haben wir mehr als drei Millionen Raspberry Pis verkauft. Das Modell B ist sehr gut für uns gewesen. Keine Sorge! Wir wollen es auf dem Markt halten, bis die Umsätze sich zugunsten der neueren Modelle entwickeln.

[Frage] Für welche Arten von Anwendungen kommt der Raspberry Pi derzeit zum Einsatz und welche Arten Sprachen werden Entwicklungsprozess verwendet?

[Eben Upton] Es ist so schwierig sich für eine der vielen Anwendungen zu entscheiden. Ich habe so vieles gesehen. So wurde der Raspberry Pi als Multimedia-Server verwendet. Wir hätten nie gedacht, dass dies so attraktiv sein würde. Das der Raspberry Pi hier an Stelle von Produkten aus der Konsumelektronik an den Start geht, ist ein großer Durchbruch für uns. Wir glauben, daß etwa eine halbe Million Raspberry Pis in dieser Weise verwendet werden. Wir haben auch eine Menge von gewerblichen und Industrieautomations-Designs gesehen, bei denen ein Raspberry Pi in ein anderes System eingebaut wurden. Im Hinblick auf die Wahl der Entwicklungssprachen ist Python sehr beliebt; und in der Tat - daher stammt das Wort "Pi" in „Raspberry Pi“. Es ist eine wirklich interessante Sprache, welche die Entwicklung eines Embedded Systems mit einer Sprache auf sehr hohen Niveau erlaubt. Scratch ist auch sehr beliebt gewesen und wurde zusammen mit Python von vielen Bildungseinrichtungen übernommen. Der Vorteil der Verwendung eines Linux-Betriebssystem gibt jedoch Entwicklern die Möglichkeit, andere Sprachen wie Smalltalk, Ruby oder JavaScript verwenden. Etwas, worin wie ich denke, der Raspberry Pi und Boards wie diese gut sind, ist die Grenzen zwischen herkömmlichem Software-Engineering und Embedded Engineering zu verwischen. Der Broadcom BCM2835 bringt eine Anwendungsprozessorenklasse von Compute-Devices in die Embedded-Domäne, die mit einem großen Angebot an Tools eine viel breitere Palette von Programmierungsmöglichkeiten eröffnen.  

[Frage] Wie weit voraus planen Sie neue Entwicklungen, und inwiefern haben Kundenanwendungen Ihre Produktentwicklungsstrategie beeinflusst?

[Eben Upton] Wie ich bereits erwähnte, haben wir viele Boards gesehen, die in End-Systeme eingearbeitet wurden. Das Interesse an der Verwendung des Raspberry Pi für industriellen Designs hat sicherlich zu unserer Entscheidung geführt, ein Compute Modul, das die IT-Ressourcen von einem Raspberry Pi bietet und gleichzeitig End-Systemingenieuren mehr Flexibilität in Bezug auf Schnittstellen und Konnektivität gibt, zu entwickeln. Wir schätzen es sehr, dass einige Nutzer uns nach einem leistungsfähigeren Prozessor fragen,  aber wir werden weiterhin den Weg gehen, mehr und mehr Leistung aus dem zu pressen, was wir haben. Zum Beispiel haben wir vor kurzem eine FFT-Bibliothek für die GPU veröffentlicht. Dadurch allein schon wird die Perfomance 10 bis 15 mal schneller als die einer ARM-CPU und dies ist ideal für die Multimedia-Beschleunigung. Im Moment sind wir darüber hinaus voll auf mit der Einführung des Modell B + und dem Compute Modul beschäftigt!