Streaming, Cloud-Computing und Algorithmen bestimmen die Musiklandschaft und beeinflussen nicht nur die Charts: Künstliche Intelligenz revolutioniert auch die Art und Weise, wie wir Musik wahrnehmen und konsumieren. Ist diese Entwicklung eine Bedrohung für das Musikbusiness oder ergeben sich dadurch auch neue Chancen?
Schlüsselmomente der
digitalen Musik
- 1995Der MP3-Player löst den Discman ab.
- 1999Die Musiktauschbörse Napster erschüttert die Musikwelt mit ihrer Peer-to-Peer (P2P) Tausch-Software.
- 2003Mit 37 Mio. Titeln ist iTunes die größte Downloadplattform für Musik.
- 2006Spotify erscheint auf der Bildfläche und sagt der Musikpiraterie den Kampf an.
- 2008Gamechanger Smartphone – mithilfe von Apps hat man seine personalisierte Musik immer bei sich mit.
- 2014Spotify-Algorithmen machen aufgrund ihrer Präzision Schlagzeilen.
- 2017Streaming übertrifft zum ersten Mal die globalen Verkaufszahlen physischer Formate.
- 201848 % des Musikmarktes in Deutschland gehören dem Streaming.
Wie Algorithmen
Musikgeschmäcker
beeinflussen
Das „Music Genome Project“ von Pandora legt 1999 den
Grundstein für KI in
der Musikindustrie.
Mithilfe einer mathematischen Analyse der Songs ermittelt ein
Algorithmus, was Nutzer gerne
hören. Musik wird somit auf ihre Eigenschaften
heruntergebrochen (rund 450 Attribute), um basierend darauf
eine Liste ähnlicher Songs zu erstellen. Zu den Attributen gehört z. B. der Grad der Verzerrung einer
elektrischen Gitarre. Ein erster Versuch, Big Data in der Musikindustrie
anzuwenden.
Heutzutage bittet Spotify seine User regelmäßig, die Stimmung der Songs zu beschreiben, um die Datenbank für den Algorithmus zu verbessern und somit noch akkuratere Musikvorschläge zu unterbreiten.
Deutsche
Nationalbibliothek
Das entspricht dem 250.000-fachen an Daten aller Bücher
in der Deutschen
Nationalbibliothek, der
Sächsischen
Staatsbibliothek, der Bayrischen Staatsbibliothek und der Landesbibliothek Darmstadt zusammen.
Big Data auf kreative Weise humanisieren
Spotify nutzte seine riesigen Datenmengen für eine globale Werbekampagne, die einige der bizarrsten Nutzergewohnheiten des Jahres 2016 hervorhob. Das brachte Schlagzeilen wie:
Der akustische Fingerabdruck
Ein Audio-Fingerabdruck ist eine digitale Zusammenfassung der elementaren Informationen, mit denen ein Musikstück identifiziert werden kann. Wenn wir einen Song summen, machen wir genau das Gleiche: Wir extrahieren einen Fingerabdruck – in diesem Fall ist das die Melodie – die für uns das Wesentliche des Songs verkörpert.
Digital läuft es etwas anders ab, aber das Prinzip ist ähnlich. Die Abdrücke werden in einer Datenbank gespeichert und kontinuierlich aktualisiert. Benutzt ein User beispielsweise Shazam, um ein Musikstück zu identifizieren, wird im Datensatz nach einer Übereinstimmung gesucht – und das innerhalb von 10 Sekunden. Ergebnis: Der Musikfan findet schnell seinen Song und hat ein erfolgreiches Hörerlebnis.
Mit den Großen mitmischen
Laut dem Berliner Start-up Melodrive verlängert die von ihnen erzeugte Musik die Dauer des Musikerlebnisses beim Nutzer um 40 % verglichen zum normalen Musikkonsumenten.
Sprich: Aus einer Streaming-Zeit von 3 Stunden am Tag werden 4,8 Stunden — die Dauer eines Flugs von Frankfurt nach Gran Canaria.
Flow Machines: Die
Zukunft der digitalen Musikbranche
Elite-Investoren, Filmproduzenten und Streaming-Anbieter setzen auf die neuen Musikstile und Produktionsmöglichkeiten, die durch KI möglich werden. Flow Machines, ein System, das in den Sony Computer Science Laboratories in Paris entwickelt wurde, analysiert und kreiert sämtliche Arten von Musik, die eingespeist wird.
Flow Machines fördern die individuelle Kreativität durch das Konzept der "reflexiven Interaktion". Darunter versteht man Mensch-Maschine-Interaktionen mit einem System, das versucht, den Stil des Künstlers nachzuahmen, zum Beispiel von Mozart oder Paul McCartney. Das stochastische Modell dahinter: Markovs Model, das auch den Google-Algorithmus beeinflusst.
Was kann sich ein Künstler nach 10.000
Streaming-Clicks leisten?
Das Spotify-Phänomen –
ein Kampf der Zahlen
Obwohl Spotify seine Abonnentenzahl erneut um 10 % auf rund 83 Mio. zahlende Kunden steigern konnte, schreibt der Musikanbieter weiter rote Zahlen – und zwar 206 Mio. Euro mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Der Verlust 2018 beträgt: