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      • Veröffentlicht am 1. Feb. 2023
      • Zuletzt bearbeitet am 29. Aug. 2023
    • 9 min

    Ein kompletter Leitfaden zu Schutzbrillen

    Vom Zweck von Schutzbrillen und ihre Funktion über die korrekte Trageweise bis hin zu den unterschiedlichen Klassen und Normen: Dieser Leitfaden zu Schutzbrillen enthält alles, was Sie über eines der zentralen Elemente der Schutzausrüstung wissen müssen.

    Schutzbrillen

    Was sind Schutzbrillen?

    Die Augen sind das empfindlichste äußere Organ des Menschen und sind zudem bei fast allen Tätigkeiten exponiert. Daher ist besonders in gefährlichen Arbeitsumgebungen ein guter Augenschutz äußerst wichtig. Schutzbrillen gehören zur übergreifenden Produktkategorie der sogenannten persönlichen Schutzausrüstung (PSA).

    Arbeitgeber sind verpflichtet entsprechende Maßnahmen zum Schutz ihrer Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Beispiele für entsprechende Arbeitsplätze sind:

    • Forschungslabors
    • Auto- und sonstige mechanische Werkstätten
    • Fabriken und andere industrielle Produktionsstätten
    • Baustellen
    • Landwirtschaft und Fischerei

    Schutzbrillen samt Sichtscheiben werden aus kratz- und stoßfestem Polycarbonat oder – wenn es vor allem auf Spritzschutz ankommt – aus Acetat gefertigt, preisgünstigere Modelle teilweise auch aus einfachem Kunststoff.

    Welche Typen von Schutzbrillen gibt es?

    Generell unterscheidet man zwischen zwei Arten:

    Gestellschutzbrillen

    Gestellschutzbrillen

    Gestellschutzbrillen ähneln normalen Brillen. Das Brillengestell mit den Sichtscheiben ist offen, sodass die Luft ungehindert zirkulieren kann. Gestellschutzbrillen lassen sich problemlos aufsetzen, sind bequem zu tragen und können auch mit Korrektionsgläsern ausgestattet werden. Sie sind geeignet, wenn die Hauptgefahr für die Augen von vorne kommt.

    Korbschutzbrillen

    Korbschutzbrillen

    Bei dieser geschlossenen Form liegt die Brille direkt am Gesicht an und schützen die Augenpartie vor Spritzern und Staub. Darüber hinaus bieten sie einen besseren Schutz vor umherfliegenden Kunststoff- und Metallsplittern.

    Sie sind in drei Hauptvarianten erhältlich – direkt belüftet, unbelüftet und indirekt belüftet.

    Direkt belüftete Modelle lassen die Luft direkt durch eine Öffnung unterhalb der Sichtscheibe zirkulieren. Das schützt vor Feuchtigkeitskondensation. Solche Modelle sind angenehmer zu tragen und eignen sich für leichtere Arbeiten. Unbelüftete Modelle dagegen schließen um das ganze Gesicht herum dicht ab und bieten dadurch maximalen Schutz vor Staub, Rauch und Flüssigkeitsspritzern.

    Indirekt belüftete Modelle sind ein Versuch, die Vorteile beider Varianten miteinander zu verbinden. Eine verdeckte Öffnung unter der Sichtscheibe lässt Luft zirkulieren und schützt vor Feuchtigkeitskondensation, gleichzeitig aber auch vor Flüssigkeits- oder Chemikalienspritzern, die Augenverletzungen verursachen könnten.

    Warum ist Augenschutz so wichtig?

    Ob umherfliegende Splitter, Staub, Rauch oder aggressiven Chemikalien: die Gefahren für die Augen sind vielseitig und von Betrieb zu Betrieb verschieden. Auch Unfälle oder Fehlfunktionen von Maschinen oder Anlagen können zur Bedrohung für Menschen werden, die in deren Nähe arbeiten. Schutzbrillen bilden die entscheidende erste Verteidigungslinie für eines der verwundbarsten Organe des menschlichen Körpers.

    Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) erlitten allein 2019 mehr als 15.000 Menschen berufsbedingte Augenverletzungen.

    Wie werden Schutzbrillen korrekt getragen?

    Schutzbrillen sollten vor dem Aufsetzen grundsätzlich immer überprüft werden. Achten Sie auf Beschädigungen wie Kratzer, Risse oder spröde Stellen und tauschen Sie sie bei Anzeichen von Verschleiß sofort aus. Schutzbrillen sind oftmals harten Belastungen ausgesetzt und können mit der Zeit verschleißen. Polycarbonat und Acetat verlieren zudem aufgrund der Materialalterung an Festigkeit.

    Scheiben für unterschiedliche Verwendungszwecke

    Korbschutzbrillen

    Abhängig von der jeweiligen Tätigkeit und Arbeitsumgebung müssen die Scheiben der Schutzbrille besondere Schutzfunktionen bieten, um die Augen nicht nur vor physischen Einwirkungen zu bewahren, sondern auch vor Schädigungen der Netzhaut.

    Hierfür stehen eine Reihe von Spezialgläsern und -scheiben zur Auswahl, die vor verschiedenen Risiken schützen wie z.B.

    • ultraviolettes Licht, Infrarotstrahlung, helle Lichtquellen (z. B. Schweißbrenner),
    • gefährliche Chemikalien, Flüssigkeiten, Gase oder Staub,
    • hohe Temperaturen und heiße Gegenstände oder Substanzen,
    • Holz-, Metall-, Kunststoff- und sonstige Splitter oder Partikel (z. B. von Schleifmaschinen),
    • Störlichtbögen (Lichtbögen infolge von Kurzschluss/elektrischer Entladung).

    Die Schutzwirkung können Sie anhand der Codes auf der Brille entnehmen. Weitere Informationen dazu finden Sie in den folgenden Abschnitten.

    Schutzbrillen für Laborarbeiten

    Das Hauptrisiko für die Augen geht bei Laborarbeiten von Chemikalien oder sonstigen aggressiven Substanzen aus, die verschüttet oder verspritzt werden. Die beste Wahl für Laborarbeiten ist daher eine dicht schließende Korbschutzbrille. Diese sollte bei allen gefährlichen Arbeiten getragen werden.

    Schutzbrillen für die Holzbearbeitung

    Beim Schleifen oder Schmirgeln entsteht feiner Holzstaub. Diese Partikel, der zu Augenreizungen oder auch Schlimmerem führen kann, sind bei Arbeiten mit Holz die größte Gefahr für die Augen. Deswegen sind auch bei der Holzbearbeitung dicht schließende Schutzbrillen die beste Wahl.

    Schutzbrillen auf Baustellen

    Gerade Baustellen bergen eine Reihe von Gesundheits- und Sicherheitsrisiken – von aufgewirbeltem Staub bis hin zu hellen Lichtquellen und Störlichtbögen. Ein spezieller Augenschutz ist hier nicht immer vorgeschrieben, doch bieten gerade Schutzbrillen in einem solchen Umfeld zuverlässigen Schutz vor Rauch, Staubpartikeln und mehr.

    Schutzbrillen für niedrige Temperaturen

    Bei Kälte können Schutzbrillen leicht beschlagen. Das ist lästig und untergräbt die Produktivität. Achten Sie daher auf Modelle mit einer Antibeschlagbeschichtung auf den Sichtscheiben.

    Was bedeuten die Codes auf Gestellen und Sichtscheiben?

    Schutzbrillen werden gemäß der europäischen Sicherheitsnorm EN 166:2001 klassifiziert. Alle in Europa verkauften Schutzbrillen müssen dieser Norm entsprechen.

    Dazu kommen drei weitere Normen – EN 170,  EN 171 und EN 172 – für den Schutz gegen UV-Strahlung, Infrarotstrahlung bzw. Sonneneinstrahlung.

    Alle diese Normen definieren bestimmte Qualitätsklassen, die in Form eines Codes auf den Gestellen und Sichtscheiben von Schutzbrillen angegeben werden müssen. Die Schutzwirkung einer Schutzbrille insgesamt richtet sich nach der niedrigsten angegebenen Klasse.

    Mechanische Festigkeitsstufen

    Die mechanische Festigkeit von Schutzbrillen wird mit folgenden Codes angegeben:


    Mechanische Festigkeit

    Bedeutung

    S

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 12 m pro Sekunde stand 

    F

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 45 m pro Sekunde stand

    B

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 120 m pro Sekunde stand

    A

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 190 m pro Sekunde stand

    T

    Hält einem Aufprall auch bei extremen Temperaturen stand

    Verwendungsbereiche

    Die Eignung von Schutzbrillen für verschiedene Verwendungsbereiche wird mit folgenden Codes angegeben:


    Verwendungsbereich

    Bedeutung

    3

    Schutz vor Tropfen und Spritzern (normalerweise das Gesicht vollständig umschließende Schutzbrillen)

    4

    Schutz vor Grobstaub (über 5 Mikron)

    5

    Schutz vor Feinstaub (unter 5 Mikron)

    8

    Schutz vor Störlichtbögen (Lichtbögen infolge von Kurzschluss/elektrischer Entladung)

    9

    Schutz vor Schmelzmetall und Beständigkeit gegen Durchdringen heißer Festkörper

    Schutzfiltertypen

    Schutzbrillen sind mit unterschiedlichen Schutzfiltern, z.B. gegen UV-Strahlung, ausgestattet. Diese werden mit folgenden Codes angegeben:


    Schutzfilter

    Bedeutung

    2

    Schutz vor UV-Strahlung mittels farbigem Filter

    2C / 3

    Schutz vor UV-Strahlung mittels farblosem Filter

    4

    Schutz vor Infrarotstrahlung

    5

    Schutz vor Sonneneinstrahlung

    6

    Schutz vor Sonneneinstrahlung und Infrarotstrahlung

    Lichtdurchlässigkeit

    Die Lichtdurchlässigkeit gibt als Prozentwert an, wie gut der Schutz gegen sehr helle Lichtquellen wie zum Beispiel eine Schweißbrennerflamme ist. Je niedriger der Wert, desto höher der Schutz, den die Sichtscheibe bietet.


    Lichtdurchlässigkeitsstufe

    Anteil des Lichts, das die Sichtscheibe passiert

    1,2

    Zwischen 74.4% and 100%

    1,7

    Zwischen 43.2% and 58.1%

    2,5

    Zwischen 17.8% and 29.1%

    3,1

    Zwischen 8% and 17.8%

    Optische Güteklassen

    Die optische Güteklasse gibt an, wie oft der Augenschutz getragen werden kann, ohne die Augen zu stark zu belasten.


    Optische Güteklasse

    Bedeutung

    Klasse 1

    Hohe Qualität – kann regelmäßig getragen werden

    Klasse 2

    Mittlere Qualität – kann gelegentlich getragen werden

    Klasse 3

    Niedrige Qualität – sollte nur selten getragen werden

    Sichtscheibenklassen

    Wie der Name schon sagt, gibt die Sichtscheibenklasse die Festigkeit sowie weitere Eigenschaften dieser entscheidenden Komponente an, wobei es Überschneidungen mit den oben angegebenen mechanischen Festigkeitsstufen gibt:


    Safety Goggle Lens Rating

    Use

    S

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 12 m pro Sekunde stand

    F

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 45 m pro Sekunde stand

    B

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 120 m pro Sekunde stand

    A

    Hält dem Aufprall eines kleinen Gegenstands mit einer Geschwindigkeit von 190 m pro Sekunde stand

    T

    Hält einem Aufprall auch bei extremen Temperaturen stand

    N

    Beschlagbeständig bei kalten Temperaturen

    K

    Kratzbeständig gegenüber feinen Partikeln, beispielsweise Staub

    8

    Schutz vor Störlichtbögen (Lichtbögen infolge von Kurzschluss/elektrischer Entladung)

    9

    Schutz vor Schmelzmetall und Beständigkeit gegen Durchdringen heißer Festkörper

    Häufig gestellte Fragen

    Kann man Schutzbrillen den ganzen Tag lang tragen?

    Die kurze Antwort lautet: Ja. Normale Schutzbrillen ohne Korrektionsgläser können normalerweise den ganzen Tag lang getragen werden, ohne den Augen zu schaden. Allerdings können hohe Sehanforderungen über längere Zeit die Augen belasten und dadurch die Produktivität beeinträchtigen. Augenbelastungen und die manchmal damit einhergehenden Kopfschmerzen und Sehstörungen (die in gefährlichen Umgebungen ein besonderes Risiko darstellen) gehen letztendlich auf eine Überanstrengung der beteiligten Muskeln zurück.

    Bei Schutzbrillen gilt wie bei jedem anderen Produkt: Man bekommt, was man bezahlt. Kostengünstigere Brillen von geringerer Qualität belasten die Augen in der Regel stärker als höherwertige Modelle. Mögliche Gründe:

    • Die Brille sitzt nicht richtig.
    • Die Brille verkratzt leichter und wenn man versucht, trotz Kratzern auf den Sichtscheiben scharf zu sehen, ist das sehr anstrengend.
    • Die Sichtscheiben erzeugen ein leicht verschwommenes oder verzerrtes Bild, was die Belastung der Augen erhöht.
    • Die Sichtscheiben haben nicht die richtige Tönung für die betreffenden Arbeiten, was die Belastung der Augen ebenfalls erhöht.

    Es empfiehlt sich, bei Arbeiten, die hohe Konzentration erfordern, regelmäßig Pausen zu machen, damit sich die Augen erholen können.

    Können Schutzbrillen auch über Korrektionsbrillen getragen werden?

    Überbrillen können meist auch problemlos über normale Brillen mit Sehstärke getragen werden. Dies ist in der Regel die kostengünstige Lösung, denn Korrektionsschutzbrillen sind in der Regel teurer. Sie bieten jedoch mehrere Vorteile gegenüber Korbbrillen:

    • Sie üben keinen Druck aufs Gesicht, Schläfen und Ohren aus. Dadurch sind sie vor allem bei längerem Tragen deutlich bequemer.
    • Arbeitnehmer gehen mit der ihr zur Verfügung gestellten Brille in der Regel noch sorgsamer um und tragen sie häufiger.
    • Es entstehen keine Doppelbilder, Spiegelungen oder sonstigen störenden Reflexionen.

    Wollen Sie eine Schutzbrille über einer Korrektionsbrille tragen, achten Sie darauf, dass die beiden Brillen übereinander bequem zu tragen sind. Es gibt Schutzbrillenmodelle, die auf das Tragen über einer Korrektionsbrille ausgelegt sind.

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