ESD Kleidung und Schuhe für Arbeit im Reinraum
Der richtige Schutz von Kopf bis Fuß
ESD Bekleidung schützt: Sie lässt die für elektrostatische Aufladung verantwortlichen Spannungsdifferenzen gar nicht erst entstehen. Denn, obwohl sie für den Menschen grundsätzlich nicht gefährlich ist, gefährdet ESD die Betriebssicherheit in Bereichen, wo Zündgefahren fatale Folgen haben können, und die Produktqualität im Elektronikbereich. Von Schuhen bis zu Armbändern: Welche Schutzausrüstung Sie und Ihre Mitarbeiter wirklich brauchen und wie man diese korrekt anlegt, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
Wovor genau schützt ESD Kleidung eigentlich?
Meist bekommt man von statischer Entladung oder ESD (engl. electrostatic discharge) gar nicht viel mit, denn der Impuls ist für den Menschen erst ab 3.000 Volt spürbar oder nur im Dunkeln für das bloße Auge sichtbar. Genau diese Funken können in Gefahrenbereichen zu gefährlichen Zündungen führen oder empfindliche Elektronik beschädigen.
Elektrostatische Spannungen entstehen durch Reibungselektrizität. Typische Gefahrenquellen sind:
- Reibung (z.B. der Arme am Körper beim Gehen) an Kleidung mit synthetischen Fasern, Wolle oder Seide,
- Laufen auf einem Teppichboden mit Kunststoffschuhen,
- das Rollen mit dem Bürostuhl über den Teppich.
Bei Kontakt eines solchen geladener Körpers mit einem neutralen, nicht aufgeladenen Gegenstand, kommt es zu einer elektrostatischen Entladung, bei der Spannungen von mehreren 10.000 Volt entstehen können. Die Entladung erfolgt durch kurze, hohe Stromschläge, auch „harte“ Entladung genannt. Sie ist oft mit elektrischem Funkenschlag verbunden.
Übrigens: Da trockene Luft ebenfalls zu den isolierenden Materialien gehört, kommt es im Winter durch die feuchtigkeitsarme Heizungsluft besonders häufig zu elektrostatischen Entladungen. Die entstehende Spannung ist umso höher, je geringer die Luftfeuchtigkeit.
Für wen ist ESD Kleidung von besonderer Bedeutung?
ESD Bekleidung ist eine wichtige Schutzmaßnahme gegen elektrostatische Aufladung von Personen als auch Maschinen, Werkzeugen und Produkte und hilft, Schäden zu vermeiden. Obwohl die Stromstöße elektrischer Entladungen bis zum 35.000 Volt betragen können, sind sie für den Menschen normalerweise nicht gesundheitsschädlich. Sie können aber in anderer Hinsicht gefährlich sein.
Bei der Entladung können Funken entstehen, ESD Kleidung darf deswegen in Bereichen mit entzündlichen Stoffen wie Laboren oder Lagern nicht fehlen. Auch wenn Beschäftigte sich einfach nur erschrecken, entstehen Unfallgefahren.
Auch bei der Arbeit mit elektronischen Komponenten wie IC-Schaltkreisen oder Halbleitern benötigt man ESD Kleidung. Unerwünschte Entladungen führen zu Überspannung. Diese kann empfindliche elektronische Bauteile dauerhaft schädigen und erhebliche Produktionsfehler hervorrufen. Schon 5 Volt reichen aus, um einen Mikrochip unbrauchbar zu machen. Eine Spannung von 100 Volt löscht Informationen von einem magnetischen Datenträger.
Auch ein Reinraum, in dem empfindliche elektronische Bauteile verarbeitet werden, bietet keinen ausreichenden Schutz vor elektrostatischen Entladungen. Daher ist auch hier ESD Arbeitsbekleidung und andere ESD Ausrüstung erforderlich, um Schäden an Maschinen und Produkten durch elektromagnetische Störungen zu verhindern.
Wie beugt man elektrostatischer Aufladung vor?
Die Grundlagen für den ESD Schutz sind recht einfach. Die folgenden Maßnahmen können auch Hobbybastler problemlos umsetzen:
- Vermeiden Sie das Tragen von Kleidung aus synthetischen Stoffen.
- Berühren Sie regelmäßig geerdete Gegenstände wie Heizkörper.
- Tragen Sie erdende Schuhe ohne Kunststoffsohlen, sondern aus besser leitenden Stoffen.
- Regulieren Sie die Luftfeuchtigkeit im Raum, da trockene Luft statische Aufladung begünstigt.
- Verwenden Sie Antistatikspray für Kleidung.
In industriellen Anlagen reichen diese Maßnahmen aber nicht aus, um die nötige Sicherheit für Personal und Betriebsmittel zu gewährleisten. Hier greift man auf eine besondere Ausstattung zurück. Für einen effizienten Schutz ist eine spezielle Personenaussrüstung mit einer entsprechenden Arbeitsplatzausstattung zu kombinieren. Beide sorgen für eine so genannte „weiche“ Entladung, bei der Aufladungen kontinuierlich abgeleitet werden. Dadurch bauen sich gefährliche Spannungsfelder, die sich schlagartig entladen können, gar nicht erst auf. Die Erdung von Maschinenteilen und Werkzeugen trägt ebenfalls dazu bei.
Produkte zum Schutz vor elektrostatischen Entladungen
ESD Sohlenableitbänd
Verhindern die Bildung statischer Elektrizität via Bodenkontakt.
ESD Armbänder
Sie verbinden die Haut mit dem Boden und leiten so elektrostatische Aufladung kontinuierlich und kontrolliert ab.
Schutzmatten
Schaffen eine Erdungsfläche auf dem Tisch oder Boden durch verschiedene Schichten aus ableitenden Materialien wie Schaumstoff oder Vinyl.
Messgeräte
Überwachen die elektrostatische Aufladung und die ausschlaggebenden Umgebungsbedingungen.
Mit dieser Kleidung beugen Sie ESD vor!
Was sind ESD Schuhe?
Durch ständigen Reibungswiderstand beim Laufen sorgen gerade Schuhe für ungewollte elektrische Aufladungen. Um diese zu verhindern, greift man auf spezielle ESD Schuhe zurück. Sie sind in verschiedenen Schutzstufen erhältlich. Antistatische Schuhe mit der Kennzeichnung „A“ verhindern den Aufbau elektrostatischer Ladung und damit das plötzliche Entladen durch das Ableiten in den Boden. Eine Sonderform davon sind ESD-fähige Schuhe, die über einen besonders niedrigen Durchgangswiderstand verfügen. Sie garantieren so die kontinuierliche elektrostatische Entladung zwischen elektrisch geladenen Objekten. ESD Schuhe sind mit dem ESD Symbol und der CE-Kennzeichnung versehen. Sie sind nicht zu verwechseln mit isolierenden Sicherheitsschuhen zum Schutz bei Elektroarbeiten, die mit einem sehr hohen Durchgangswiderstand vor elektrischem Schlag schützen und mit dem Zusatz „I“ gekennzeichnet sind.
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Merkmale:
- Sehr geringer Durchgangswiderstand
- Kontrolliertes Ableiten elektrischer Ladung
- Sicherer Schutz vor elektrostatischer Entladung
Was sind ESD Handschuhe?
Antistatische Handschuhe erhöhen den Kontaktwiderstand und regulieren so die Geschwindigkeit der Entladung. Sie eignen sich ideal für alle Arbeiten mit elektronischen Komponenten, die empfindlich für elektrostatische Entladungen sind. Man benutzt sie häufig für die Verarbeitung von Mikroelektronik, bei der Reparatur und Montage von PCs, Laptops, Smart Devices sowie in Lagerbereichen für Gefahrengüter. Alternativ kann man auch Fingerlinge aus Latex verwenden, welche die Hand zum Arbeiten frei lassen.
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Merkmale:
- Aus statisch ableitenden Materialien wie Polyester
- Rutschsichere Grifffläche an Fingern und Handfläche für sicheres und präzises Arbeiten
- Bequemer Sitz
- Verhindert, dass Öle an Händen und Fingern die elektronischen Komponenten beschädigen
Wie funktioniert ein ESD Armband?
Erdungsarmbänder verbinden den Träger mit dem Boden und verhindern auf diese Weise eine unkontrollierte elektrostatische Entladung. Sie sind aus leitfähigen kohlenstoff- oder kohlenstoffgefüllten Gummifasern gewebt. Ein ESD Armband richtig zu benutzen ist ganz einfach: Für die Erdung verfügen Bänder für den Privatgebrauch oft über eine Krokodilklemme, die man mit dem Massekabel verknüpft. Industriebänder sind mit Kabel und Klammer ausgestattet, die man an die an der Arbeitsstation vorhandenen Erdungskontaktpunkte oder Erdungsleitungen anschließt. Auch das Verbinden mit ESD Schutzmatten oder ESD Überwachungsgeräten ist möglich.
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Merkmale:
- Aus elektrisch ableitenden kohlenstoffhaltigen Materialien
- Zuverlässiger Schutz durch direkte Erdung
- Universell einsetzbar durch verstellbare Größe
- Anschluss an andere ESD Schutzausrüstung wie Schutzmatten möglich
Tipps zum Umgang mit ESD Arbeitsbekleidung
ESD Kleidung besteht aus speziellen Fasern, die elektrische Ladung ableiten und so vor plötzlichen Entladungen schützen. Damit ihre Funktionalität lange erhalten bleibt, finden Sie hier Tipps zum richtigen Umgang und zur richtigen Pflege Ihrer ESD Kleidung.
ESD Kleidung richtig tragen: Damit ESD Kleidung optimal funktioniert, sollte sie eng anliegend und deckend sein. So beeinflusst die darunter liegende Arbeitskleidung die Leitfähigkeit nicht. Lange Hosen, Mäntel und Kittel sorgen ebenfalls dafür, dass die darunterliegende Kleidung effektiv überdeckt wird und ermöglichen außerdem ein schnelles An- und Ausziehen.
ESD Kleidung richtig waschen: Waschen Sie Ihre ESD Kleidung grundsätzlich niemals bei mehr als 60 Grad. Befolgen Sie unbedingt die Anweisungen des Herstellers. Verwenden Sie keine Weichspüler oder Bleichmittel. ESD Kleidung ist nicht trocknergeeignet und sollte auch max. nur bei mittlerer Temperatur gebügelt werden.
Die wichtigsten Rechtsvorschriften im Zusammenhang mit ESD im Überblick
TRGS 727: Die „Technische Regel für Gefahrstoffe zur Vermeidung von Zündgefahren infolge elektrostatischer Aufladungen“ konkretisiert Anforderungen der Gefahrstoffverordnung in explosionsgefährdeten Bereichen.
ATEX-Richtlinie: EU Norm für explosionsgeschützte, elektrische und mechanische Geräte, Komponenten und Schutzsysteme.
DIN 12115: Die Chemie-Schlauchnorm regelt die Anforderungen an die elektrische Leitfähigkeit von Schläuchen zum Schutz vor elektrostatischen Aufladungen.