Sicherheit von Maschinen

Sicherheit von Maschinen: Verriegelungseinrichtungen in Verbindung mit trennenden Schutzeinrichtungen

 

April 2015: Wichtige Änderungen bezüglich der Normen für die Sicherheit von Maschinen innerhalb der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG mit Auswirkungen auf Endverbraucher und Hersteller von Maschinen treten in Kraft.

Die Maschinenrichtlinie 2006/42/EG (zuvor 98/37/EG) referenziert zahlreiche Normen, insbesondere jedoch Standards für die Sicherheit von Maschinen wie die Normen EN ISO 13849-1 und EN 1088.

Eine neue Norm „EN ISO 14119:2013 Sicherheit von Maschinen - Verriegelungseinrichtungen in Verbindung mit trennenden Schutzeinrichtungen - Leitsätze für Gestaltung und Auswahl“ tritt am 30. April 2015 vollständig in Kraft und ersetzt die vorherige Norm EN 1088.

VERHALTEN DER BEDIENER - ÜBERBRÜCKUNG DER VERRIEGELUNG

Im Jahr 2013 veröffentliche die „UK Health & Safety Executive“ (entspr. d. dt. „Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin“) einen Bericht über ihre Forschungsarbeiten, die ergaben, dass es in dem Vereinigten Königreich nicht selten vorkommt, dass Bediener bestimmte Verriegelungsvorrichtungen überbrücken. Diese Vorgehensweise erstreckt sich dabei über eine Vielzahl verschiedenster Maschinenarten und Techniken. Die Studie aus dem Jahr 2013 konzentrierte sich auf CNC-Maschinen (a.d. Engl.: Computer Numerical Control), doch die jeweiligen Eigenschaften des Einzelnen (z. B. Wahrnehmung und Wissen über Gefahren) und der Umgebung (z. B. Anordnung und Design von Maschinen) sind wichtige Faktoren und nehmen in hohem Maße Einfluss auf das Verhalten der Bediener.

 

EN ISO 14119

Die neue Norm EN ISO 14119 legt besonderen Fokus auf die Überbrückung von Schutzeinrichtungen und enthält spezifische Anweisungen bezüglich Gegenmaßnahmen. Diese Gegenmaßnahmen haben das Ziel, die Möglichkeit zur Überbrückung von Schutzeinrichtungen zu minimieren und die Motivation von Bedienern für den Versuch einer solchen Überbrückung zu senken. Die Schutzeinrichtungen sind hierfür so zu gestalten, dass sie nur sehr geringen Einfluss auf den Betrieb der Maschine beziehungsweise auf die Geschwindigkeit der Produktion nehmen können.

Die neue Norm EN ISO 14119 wird alle nationalen Normen in diesem Bereich ersetzen und wird zudem großen Einfluss darauf nehmen, wie Maschinen-Hersteller ihre Anlagen fertigen und wie Endverbraucher ihre jeweiligen Maschinen umbauen und instand halten. Hinzu kommt, dass die neue Norm Anforderungen enthält, bezüglich der Instandhaltung, der Funktionsprüfung und des Komponenten-Austausches.

 

WICHTIGSTE ÄNDERUNGEN

Die Norm bietet eine Reihe an Ansätzen, die berücksichtigt werden können. Hierzu zählt mitunter, dass der Zugriff auf verriegelnde Vorrichtungen verhindert werden muss, sodass das Bedienpersonal keinerlei Ersatzbetätigungselemente über entsprechende Kodierungen verwendet. Ebenso ist eine Vorrichtung anzubringen, die die Überbrückung von Schutzeinrichtungen überwacht.

Wichtiger jedoch ist, dass die neue Norm ab sofort explizit kodierte Betätigungselemente abdeckt, darunter RFID und Magnete, und Kodierstufen wie folgt festlegt:

 

Beispiel für Betätigungsprinzipien

Beispiel für Betätigungselemente

Typ

Mechanisch

Physischer Kontakt / Krafteinwirkung

Nicht kodiert

Drehende Welle

Typ 1

Lineare Welle

Scharnier

Kodiert

Geformtes Betätigungselement

Typ 2

Eingebetteter Schlüssel

Kontaktlos

 

Induktiv

Nicht kodiert

Geeignete Eisenmetalle

Typ 3

Magnetisch

Magnete, Elektromechanische Magnete

kapazitiv

Jedes geeignete Objekt

Ultraschall

Jedes geeignete Objekt

Optisch

Jedes geeignete Objekt

Magnetisch

Kodiert

Kodierter Magnet

Typ 4

RFID

Kodierte RFID-Kennzeichnung

Optisch

Optisch kodierte Kennzeichnung

Hinweis: Die Auflistung dieser „Typen“ folgt keinerlei Hierarchie und sollte nicht mit anderen „Produkttypen“ verwechselt werden (z. B. Lichtvorhänge).

 

INSTALLATION (Mindestsicherheitsabstand)

Die Norm rückt ein geläufiges Missverständnis über verriegelbare Schutzeinrichtung gerade: Dabei handelt es sich um den Mindestabstand zwischen der Türe der Schutzeinrichtung und der Gefahrenquelle. Verriegelte Schutzeinrichtungen sind mit einem solchen Mindestabstand anzubringen, dass eine Person nicht mit der Gefahrenquelle in Kontakt geraten kann, bevor diese entsprechend geregelt wurde (z. B. mittels Stillstandsvorrichtung).

Das bedeutet letztlich, dass verriegelte Schutzeinrichtungen mit einer sogenannten Zuhaltung erforderlich sein können. Berechnet wird der Mindestabstand mit Hilfe der Norm ISO 13855.

 

Innerhalb lediglich weniger Monate nach Erlöschen der Konformitätsvermutung für die alte Norm EN 1088 müssen Hersteller von Maschinen sowie Endverbraucher im Bereich Fertigung entsprechende Maßnahmen treffen um sicherzustellen, dass ihre Designs und Prozesse den neuen Anforderungen entsprechen.