Alles über Schmierstoffe für Maschinenanlagen
Lebensmittelecht und zertifiziert – so finden Sie das passende Schmiermittel
Schmiermittel sorgen im Maschinenbau und bei Anlagen in allen Bereichen der Produktion für einen reibungslosen Prozessablauf. Überall dort, wo sich Maschinenteile bewegen, müssen Lager, Ketten und mechanische Teile einwandfrei laufen. Doch nicht alle Schmierstoffe sind gleich: Gerade in der Lebensmittelverarbeitung kommen nur speziell zertifizierte Produkte zum Einsatz. Erfahren Sie in unserem Ratgeber, welches Produkt sich am besten für Ihre Maschinenanlage eignet.
Was sind Schmierstoffe?
Schmierstoffe reduzieren die Reibung zwischen Materialoberflächen. Dafür streicht man eine dünne Schicht davon auf Anlagenelemente, die in direktem Kontakt miteinander stehen. So können diese ungehindert aneinander vorbeigleiten. Dadurch vermindern sich Wärmeentwicklung und Verschleiß, Maschinen lassen sich zuverlässig betreiben sowie Stillstandszeiten und Wartungskosten reduzieren. Schmiermittel sorgen zudem für eine bessere Kraftübertragung, Kühlung und Schwingungsdämpfung. Sie dichten ab und schützen vor Korrosion.
Weitere Vorteile von Schmierstoffen:
- reduzierte Reibung in Motoren
- kontrollierte Reibung in Getrieben
- Schutz vor Oxidation
- kein „Festfressen“ von Gegengewinden aufgrund von Korrosion
- entfernen Schmutz und anderen Verunreinigungen
- reduzierte Auswirkung hoher Temperaturwerte auf die Viskosität
- Geräuschreduzierung
- höhere Lebensdauer von Anlagen
Anforderungen an Schmierstoffe
Schmiermittel müssen nicht nur gut schmieren. Sie unterliegen mechanischen Einwirkungen (z. B. Druck und Scherspannungen) und thermischen Einflüssen. Auch müssen Sie chemischen Wechselwirkungen mit anderen Substanzen an Oberflächen und in der Luft standhalten und sich von Alterungsprozessen nicht beeinflussen lassen.
Wo werden Schmiermittel angewendet?
Bei der großen Vielfalt unterschiedlicher Prozesse und Maschinen ist es nicht verwunderlich, dass es Schmierstoffe in vielfältiger Ausgestaltung gibt. Oft sorgen Zusatzstoffe für eine bessere Leistung. Diese Additive verändern und verbessern Eigenschaften oder verleihen sogar Merkmale, die ein Schmierstoff von Natur aus gar nicht hat. Sie halten beispielsweise heiße Oberflächen von Ablagerungen frei, vermindern Schlammbildung durch flüssige Verunreinigungen und schützen vor Korrosion und Rostbildung. Sie können auch die Viskositätsmerkmale erhöhen, verlängern die Fließfähigkeit bei tiefen Temperaturen, reduzieren Oxidationsprozesse oder optimieren die Oberflächenspannung des Schmierstoffs.
In einigen Bereichen der Industrie müssen Schmiermittel besondere Anforderungen zum Schutz des Konsumenten erfüllen. Wenn sich in Lebensmittelproduktion, in Kosmetik-, Pharma-, Futtermittel- und der Tabakindustrie der Kontakt der Produkte mit dem Schmierstoff nicht vollständig ausschließen lässt, kommen nur bestimmte Schmierstoffe zum Einsatz. Mit speziellen Eigenschaften gewährleisten sie hier sowohl die Produktsicherheit als auch einen reibungslosen Produktionsprozess.
Welche Schmierstoffe gibt es?
Hinsichtlich ihrer Beschaffenheit unterscheidet man zwischen verschiedenen Schmiermitteln:
- Festschmierstoffe (z.B. Graphit)
- halbfeste Schmiermittel (Fette oder Pasten)
- flüssige Schmierstoffe (Öle und Kühlschmierstoffe)
- gasförmige Schmiermittel (Luft)
In industriellen Anlagen finden hauptsächlich mineralische oder synthetische Schmieröle und -fette Anwendung.
Öl verfügt über ein besonders hohes Kriech- und Benetzungsvermögen. Es fließt auch in kleinste Zwischenräume und leitet gut Wärme ab. Schmieröl begrenzt jedoch die Lagergeschwindigkeit und reduziert die Kühlleistung. Schmieröle kommen vom allem bei hohen Temperaturen und Drehzahlen zum Einsatz.
Fett dichtet gegen Verunreinigungen wie Feuchtigkeit und Fremdkörper ab und verbleibt an der Schmierstelle. Es bietet eine bessere Start-Stopp-Leistung als Öl. Bevorzugte Einsatzgebiete sind Wälz- und Gleitlager, Spindeln, Armaturen, Dichtungen, Führungen sowie Ketten- und Getriebe.
Pasten haben einen größeren Anteil an Festschmierstoffen als Fette. Sie zeichnen sich durch eine gute Trenn-, Schmier- und Korrosionsschutzwirkung aus, auch bei hohen Temperaturen, unter starkem Druck und bei Kontakt mit aggressiven Medien. Schmierpasten eigen sich für Schraubverbindungen so wie zum Pressen von Stiften, Bolzen und Zahnrädern.
Die häufigsten Schmiermittelanwendungen
Fettfrei
Zum Schmieren von Kunststoffen, Papier, Textilien oder Holz
Rostschutz
Zuverlässig bei Materialveränderungen an den Kontaktoberflächen
Reinigung
Entfernen Oberflächenverunreinigungen und Oxidation von metallischen Kontaktflächen
Reibungsfrei
Verbessern die Griffigkeit oder reduzieren die Reibung
Welches Schmiermittel eignet sich wofür?
Neben universellen Schmiermitteln sind im Handel viele Schmierstoffe mit spezifischen Eigenschaften für unterschiedlichste Einsatzgebiete erhältlich. Einige Beispiele sind:
- Anti-Korrosion: wasser- und schmutzabweisendes Schmiermittel auf Molybdän-Basis
- Drahtseile: entwässerndes Öl-Schmierspray speziell für den Gebrauch an nassen Seilen
- Elektronik: Farbloses Silikonöl zum schmieren, isolieren und schützen von empfindlicher Elektronikkomponenten
- Kettenglieder und Kettenantriebe: Schmiermittel für hohe Temperaturen, auch für lebensmitteltaugliche Anwendungen erhältlich
- Holz: klares, PFTE-basiertes Schmiermittel; auch für Pappe, Papier und Textilien
- Hydraulikanlagen: Temperaturbeständiges und lebensmittelechtes Schmiermittel für Luftkompressoren und Hydraulikanlagen
- Pneumatische Werkzeuge: FPS-Schmierspray für trockene, nicht fettige Oberflächen
- Scharniere: Für Scharniere gibt es verschiedene Optionen, u.a. ungiftiges und biologisch abbaubares Schmiermittel aus Rapsöl
- Schlösser: Fettfreies, geruchsloses und antistatisches Graphit-Trockenpulverschmiermittel und andere Schmiermittel für Schlösser verfügen meist über ein Röhrchen zum genauen auftragen
- Ventile: Für Ventile eignen sich u.a. metallfreie und dampfbeständige Hochleistungs-Schmierstoffe mit Graphit/Calciumfluorid-Formel
Bedingungen für Schmierstoffe in der Lebensmittelindustrie
In der Lebensmittelindustrie gelten spezielle Anforderungen; herkömmliche Industrieschmiermittel reichen hier nicht aus. Sie sollten einer stärkeren Beanspruchung bei der täglichen Reinigung mit Wasser, Dampf und Reinigungsmitteln standhalten und gegen tierische Fette, Blut, Salze, Zucker oder Fruchtsäuren resistent sein. In Bäckereimaschinen darf sich der feine Mehlstaub nicht mit dem Schmiermittel verbinden und in den Ritzen festsetzen. Auch extrem heiße Temperaturen wie beim Backen und Konservieren oder extreme Kälte wie beim Herstellen von Tiefkühlprodukten stellen eine zusätzliche Herausforderung dar.
Die Bandbreite lebensmitteltauglicher Schmierstoffe ist aufgrund der zahlreichen Anwendungsbereiche entsprechend hoch und für die Auswahl des optimalen Schmierstoffs sind Fachwissen und individuelle Erfahrungswerte wichtig.
Zulassungsbedingungen für Schmierstoffe in der Lebensmittelverarbeitung
Wenn Schmiestoffe in Kontakt mit Lebensmitteln kommen, müssen lebensmittelechte Schmierfette verwendet werden. Die National Sanitation Foundation (NSF) legt fest, welche Schmiermittel für welche Anwendungen erlaubt sind. Auch die USDA gibt Schmierstoffe für die Lebensmittelindustrie frei. Oft findet man Produkte mit NSF-H1-Zertifikat oder USDA-H1-Zulassung gleichwertig nebeneinander. Seit 2006 regelt die Norm ISO 21469 lebensmitteltaugliche Schmierstoffe einheitlich. Laut EG-Richtlinie gelten die Vorschriften auch für die Produktion von Futtermitteln.
Schmierstoffe mit NSF-Zulassung müssen geschmacks-, geruchsneutral und gesundheitlich unbedenklich sein. Die Verwendung entsprechender Rohstoffe betrifft alle Komponenten von den Grund- und Basisölen über Additive und Wirkstoffe bis hin zu Verdickern. Sie müssen frei von Schwermetallen wie Zink und Barium sein und dürfen keine metallorganischen EP-Additive (zum Beispiel auf Zink- oder Molybdänbasis) enthalten. Auch zugelassene Zusatzstoffe wie Schwefel und Phosphor sind oft mengenmäßig begrenzt.
Wenn ein unbeabsichtigter Kontakt von Schmiermitteln mit Lebensmitteln möglich ist, sind Produzenten zum Einsatz von Schmiermitteln mit NSF-H1-Zertifizierung verpflichtet.
Wichtig: Auch wenn diese H1-Schmierstoffe als bedenkenlos gelten, müssen verunreinigte Lebensmittel unbedingt beseitigt werden.
NSF-Zertifizierungen für Schmierstoffe
NSF H1: Für alle Anwendungen, bei denen ein unbeabsichtigter Kontakt mit Lebensmitteln möglich ist.
NSF H2: Dürfen nicht in Kontakt mit Lebensmitteln kommen. Geeignet für alle Anwendungen, bei denen kein Kontakt zu Lebensmitteln besteht. Frei von toxischen Bestandteilen.
NSF H3: Lösliche Schmierstoffe zum Beispiel als Korrosionsschutz an Haken und Messern, die vor Gebrauch abgewischt werden müssen. Dürfen nicht in Kontakt mit Lebensmitteln kommen.
NSF 3H: Trennmittel für Produktionen mit direktem oder kontinuierlichem Kontakt zu Lebensmitteln. Verwendung für die Herstellung von Lebensmittelverpackungen, Anhaften von Lebensmitteln an Grills, Backformen oder Messern vermeiden.
Lebensmitteltaugliche Basisöle
Grundöle sind die Basis eines jeden Schmierstoffs. Die vier in der Lebensmittelverarbeitung zugelassenen Typen zeichnen sich durch verschiedene Vor- und Nachteile aus:
Name | Beschreibung | Vorteile | Nachteile |
Weißöle und Paraffinöle | mit Bleicherde behandeltes, hochraffiniertes Rohöl |
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Polyalphaolefine (PAO) | Synthetische Kohlenwasserstoffe auf Basis von Rohbenzin oder Propangas |
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Ester | Chemische Verbindung aus Kombination von Alkohol und Säure (Veresterung), gesättigte oder ungesättigte Ester |
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Polyglykole | Mehrwertige Alkohole auf Basis von Naphta |
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Normen für Schmiermittel
Die Normen für Schmiermittel lassen sich wie folgt kategorisieren. Einige regeln ihre Bezeichnung und andere die Mindestanforderungen. Darüber hinaus besteht ein umfangreiches Regelwerk zu den zulässigen Prüf- und Testverfahren.
Beispiele:
- DIN 51503 Mindestanforderungen an Kältemaschinenöle
- DIN 51517 Mindestanforderungen an Schmieröle
- DIN 51520 Mindestanforderungen an Kühlschmierstoffe
- DIN 51524 Mindestanforderungen an Hydrauliköle
Eigenschaften von Schmierstoffen
Physikalische Kennzahlen beschreiben die wichtigsten Eigenschaften von Schmierstoffen. Sie helfen dabei, das richtige Schmiermittel für den jeweiligen Einsatzzweck zu finden. Welcher Schmierstoff sich für welche Anwendung eignet, hängt von Material und Verarbeitungsprozess sowie Werkzeugoberfläche und Verarbeitungsgeschwindigkeit ab.
Auch die Temperatur spielt eine bedeutende Rolle.
- Die Dichte eines Schmierstoffs ist druck- und temperaturabhängig. Je höher die Dichte, desto größer sind auch mögliche Leistungsverluste.
- Viskosität: Die Fließeigenschaften bestimmen das Kriechvermögen des Schmierstoffs. Nach ihr bemisst sich die Dicke der Ölschicht zwischen zwei Oberflächen. Wie sich die Viskosität in Abhängigkeit der Temperatur verändert, beschreibt der Viskositätsindex.
- Der Anilinpunkt gibt die niedrigste Temperatur an, bei der Anilin und Öl des Schmierstoffs noch ein Gemisch bilden. Anilin dient als Additiv von Schmierstoffen bei der Synthese von Treibstoffen. Er ist beim Einsatz in Motoren von besonderer Bedeutung.
- Der Tropfpunkt gibt die Temperatur für den Übergang von halbfestem zu flüssigem Aggregatszustand an. Er ist wichtig für Prozesse mit hohen Temperatureinwirkungen.
- Der Stockpunkt / Pour Point gibt die niedrigste Temperatur an, bei der Schmierstoff noch fließt. Er ist besonders für kälteintensive Prozesse wichtig.
- Der Flammpunkt benennt den Temperaturwert, bei welchem durch Kontakt mit einer Zündquelle sofort eine Flamme entsteht. Der Brennpunkt liegt etwas darüber, bei dieser Temperatur kann ein dauerhafter Brand ausgelöst werden. Die Temperatur, bei der auch ohne externe Zündquelle eine Flamme entsteht, nennt man Zündpunkt
- Das Neutralisierungsvermögen gibt an, wie viel Kaliumhydroxid man benötigt, um freie Säuren im Öl auszugleichen. Es ist entscheidend für die Alterung von Schmierstoffen.
Gut zu wissen!
Umweltverträgliche Schmiermittel
Bioschmierstoffe und Bioöle sind umweltverträglich nach OECD 301 und aus nachwachsenden Rohstoffen oder schwermetallfreien Mineralölen hergestellt. Quelle für das Basisöl sind pflanzliche oder tierische Fette, oft verwendet man Rapsöl. Man setzt sie wie normale Schmiermittel in denselben Anwendungsgebieten ein. Herkömmlichen Mineralölen sind sie nur in wenigen Spezialfällen unterlegen, zum Beispiel bei hohen Temperatureinwirkungen.
Beliebte Hersteller und Marken
Zu bekannten Schmiermittel-Herstellern zählen Ambersil, CRC, WD-40, Rocol und SKF. Neben diesen Marken führen wir in unserem Shop auch Schmiermittel und Fette der Firma Klüber, die sich durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Oxidation und aggressiven Chemikalien auszeichnen.
Klüber Fette
RS PRO Schmiermittel
CRC Schmiermittel